Anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am morgigen Samstag, dem 27. Januar 2024, gedenkt der Bundesverband Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e.V. (CBP) der Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen, die Opfer der nationalsozialistischen "Euthanasie"-Morde wurden, und mahnt angesichts der aktuellen Entwicklungen zu Wachsamkeit und Verantwortung in der Gegenwart.
"Für uns beim CBP ist klar, dass wir uns gegen jegliche Form der Ausgrenzung, Diskriminierung und Abwertung von Menschen aufgrund individueller Merkmale stellen und Position beziehen", macht der erste Vorsitzende des CBP, Wolfgang Tyrychter, deutlich. "Menschlichkeit und Vielfalt sind Werte, für die wir ohne Wenn und Aber einstehen müssen, gerade vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte und der schrecklichen ‚Euthanasie‘-Morde an Menschen mit Behinderungen im Rahmen der sogenannten T4-Aktion."
Die rechtsextremen Umtriebe und die Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts in jüngster Zeit haben aus Sicht des CBP gezeigt, dass das "Nie wieder!" keineswegs selbstverständlich ist, sondern Menschlichkeit und Vielfalt ständig neu erarbeitet, gelebt und verteidigt werden müssen. Freiheit, Toleranz, Demokratie und Menschenwürde sind die Grundfesten unserer Gesellschaft, die nicht in Frage zu stellen, sondern für deren Wahrung wir alle verantwortlich sind.
Angesichts des gegenwärtigen gesellschaftlichen Klimas erklärt Wolfgang Tyrychter weiter: "Uns ist dennoch wichtig, dass wir mit Menschen, die in Ausgrenzung und Diskriminierung einen Sinn zu sehen scheinen, ins Gespräch kommen und im Gespräch bleiben, um mit Sachargumenten vom Wert der Menschlichkeit und Vielfalt zu überzeugen." Der CBP-Vorsitzende baut auf Aufklärung und Dialog: "Im politischen Raum ist viel zu viel Unsachlichkeit, Emotionalität, Irrationalität und Hetze vorhanden. Dem wollen wir sachlich - aber deutlich - begegnen."
Der CBP ist seit seiner Gründung Mitglied im Förderkreis Gedenkort T4 e.V., der sich für ein würdiges Gedenken der "Euthanasie"-Opfer einsetzt. Der "Gedenk- und Informationsort Tiergartenstraße 4 für die Opfer der NS-‚Euthanasie‘-Morde" wurde 2014 geschaffen. Er soll die Erinnerung wachhalten, über die Geschehnisse informieren und die Menschen heute zur Verantwortung mahnen. Die "Euthanasie"-Morde an Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen waren in gewisser Weise eine Vorstufe und Erprobung der millionenfachen Ermordung der europäischen Juden, derer am morgigen Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau gedacht wird.