Der Beirat der Angehörigen im Bundesverband Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e.V. (CBP) ist das gewählte Gremium der Angehörigen von rd. 200.000 Menschen mit Behinderungen oder mit psychischer Erkrankung in mehr als 1.100 Mitgliedseinrichtungen und Diensten im CBP. Wir vertreten die Interessen unserer Kinder, Ehe- und Lebenspartner, die sich wegen der Schwere ihrer Behinderung nicht oder nur sehr eingeschränkt äußern können sowie unsere Interessen als Angehörige von Menschen mit Behinderung.
Mit großer Sorge verfolgen wir die schleppende Impfkampagne gegen das Coronavirus in Deutschland und wir sind sehr besorgt über die immer noch bestehende große Impflücke.
Wir sprechen uns deshalb eindrücklich für eine Allgemeine Impfpflicht für alle Erwachsenen aus und fordern die umgehende Umsetzung dieser Impfpflicht durch den Gesetzgeber!
Unsere Kinder und Angehörigen gehören vielfach zur vulnerablen Gruppe bei einer Covid-19- Infektion. Nicht wenige Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen haben sich deshalb in der Pandemie über Monate freiwillig isoliert oder wurden isoliert, damit sie sich nicht mit dem Coronavirus infizieren. Mit der Impfung gibt es nun ein probates und vielfach erprobtes Mittel, sich selbst und andere vor einer Infektion zu schützen.
Für Mitarbeiter, Besucher, Angehörige und Menschen mit Behinderungen in den Einrichtungen der Eingliederungshilfe muss daher gelten: Nur geimpft schütze ich mich und Andere, nur geimpft habe ich Zugang zu den Einrichtungen der Eingliederungshilfe!
Aber, unsere Kinder und Angehörigen können sich nicht nur in Einrichtungen infizieren, sondern auch bei der Teilhabe am Leben in der Gesellschaft. Deshalb ist die Allgemeine Impfpflicht so wichtig!
Und, sie ist noch aus einem weiteren Grunde wichtig: Der Bundesgesetzgeber hat mit der Einführung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht einen ersten bedeutenden Schritt zum Schutz der vulnerablen Gruppen getan. Das begrüßen wir sehr, reduziert es doch das Risiko für unsere Kinder und Angehörigen, sich in den Einrichtungen mit dem Coronavirus zu infizieren.
Mit großer Sorge betrachten wir aber mögliche Auswirkungen einer nur einrichtungsbezogenen Impfpflicht und fürchten insbesondere die Abwanderung von ungeimpftem Personal und damit einhergehende Einbußen in der Qualität der Leistungserbringung. Eine Allgemeine Impfpflicht kann hier gegensteuern und bisher ungeimpfte Mitarbeiter animieren, sich impfen zu lassen!
Dabei wollen wir diese Mitarbeiter nicht an den "Pranger stellen". Wir wissen um den unermüdlichen Einsatz der Beschäftigten in der Behindertenhilfe zum Wohle unserer Kinder und Angehörigen. Insbesondere die Zeiten der Isolation in den Wohneinrichtungen waren für alle Beteiligten nicht einfach. Hier haben die Mitarbeiter vielfach Herausragendes geleistet, um unseren Kindern und Angehörigen diese Zeit so angenehm wie möglich zu gestalten und auch, um den Kontakt zu uns nicht abreißen zu lassen. Dafür sind wir den Mitarbeitenden in den Einrichtungen der Eingliederungshilfe, auch den Ungeimpften, unendlich dankbar.
Gleichwohl kann nur die flächendeckende Impfung gegen das Coronavirus die Pandemie beenden und können nur so die für viele Menschen mit Behinderung bestehenden Risiken bei einer Covid-19-Infektion minimiert und bestehende Einschränkungen abgebaut werden. Nur so kann auch uns die immer präsente Sorge um die Gesundheit und das Leben unserer Kinder und Angehörigen genommen werden. Deshalb muss gelten:
Auf die einrichtungsbezogene Impfpflicht muss schnellstmöglich die Allgemeine Impfpflicht für alle Erwachsenen folgen. Zaudern gefährdet hier Menschenleben, zaudern verlängert die Einschränkungen in der Pandemie, die wir alle nicht wollen und zaudern hindert die Menschen der vulnerablen Gruppe an der vollen Teilhabe am Leben in der Gesellschaft.
Für den Beirat der Angehörigen im CBP
Gerold Abrahamczik (Sprecher)