Anette Kramme zu Gast beim Dominikus-Ringeisen-Werk
Auf Einladung des CBP verschaffte sich Anette Kramme, Parlamentarische Staatsekretärin beim Bundesminister für Arbeit und Soziales (SPD), einen Einblick in die Arbeitswelt von Menschen mit Behinderung sowie in die Ausbildungs- und Personalsituation in der Behindertenhilfe. Sie führte am 7. August Gespräche mit Mitarbeitenden der Fachschule für Heilerziehungspflege und Heilerziehungspflegehilfe des Dominikus-Ringeisen-Werks (DRW) in Ursberg.
Berufsbild bekannter machen
Darin, dass das Berufsbild der Heilerziehungspflege bekannter werden müsse, waren sich Anette Kramme und das DRW ebenso einig wie darüber, dass das geforderte Vorpraktikum vor der Vollausbildung verkürzt werden müsse, um die Wettbewerbsfähigkeit mit anderen Sozial-Berufen zu gewährleisten. Niedrigschwellige Einstiegsmöglichkeiten, wie sie die Ursberger Fachschule mit der einjährigen Ausbildung in der Heilerziehungspflegehilfe biete, seien hier besonders geeignet. So nähmen ab September 21 Absolventinnen und Absolventen des aktuellen Helferkurses direkt im Anschluss ihre Fachkraftausbildung in Angriff, so Leiterin Andrea Burghard.
Ausländische Mitarbeiter integrieren
Zur Sprache kam zudem die Einbindung von Menschen aus dem Ausland in eine Beschäftigung in sozialen Einrichtungen. Anette Kramme verwies auf das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das in Kürze in Kraft tritt und das viele Möglichkeiten der Zuwanderung aus dem Ausland in den deutschen Arbeitsmarkt biete. Für das DRW sei aber nicht nur die fachliche Ausbildung, sondern auch die soziale und kulturelle Integration dieser Menschen wichtig, um sie erfolgreich in Deutschland halten zu können, so DRW-Vorstand Wolfgang Tyrychter, der gleichzeitig CBP-Vorsitzender ist. Die deutsche Sprache sei dafür der wichtigste Schlüssel. Hier ermöglicht das DRW Sprachkurse für ausländische Mitarbeitende - bislang auf eigene Kosten. Sie wolle helfen, die Möglichkeiten einer staatlichen Förderung dieser Integrationskurse zu prüfen, so Anette Kramme.
Im Fokus auf CBP-Ebene
Im Fokus auf CBP-Ebene stand zunächst die niedrigschwellige Ausbildung am Beispiel des DRW in Ursberg, das verdeutlichte, wie das inländische Potenzial gehoben wird: Durch die Fachwerker-Ausbildung, die die Klostergärtnerei Ursberg gemeinsam mit dem Berufsbildungswerk des Dominikus-Ringeisen-Werks anbietet, erhalten die Azubis mit Förderbedarf die Möglichkeit, eine vollwertige Lehre abzuschließen und gehen dem Arbeitsmarkt auf diese Weise nicht verloren. Auch die HEPH-Ausbildung an der Fachschule in Ursberg für Menschen mit niedriger Schulbildung oder Zugewanderte/Geflüchtete ohne Qualifikation (z.B. Ukrainer:innen) sowie die Qualifikation von Quereinsteigenden trägt dazu bei.
Der zweite Schwerpunkt des Gesprächs lag auf dem Berufsbild der Heilerziehungspflege sowie insbesondere auf der Umfrage des CBP sowie den Rückmeldungen der Mitglieder von einem bundesweitem moderaten bis starkem Rückgang des Interesses an der HEP-Ausbildung. Im bayerischen Ursberg verfügt das Berufsbild des Heilerziehungspflegenden bereits über den Status eines Fachkräfteengpassberufes und wird daher durch die Bundesagentur für Arbeit gefördert. Das Ergebnis in Ursberg, so Andrea Burghard, sei ein steigendes Interesse an der Ausbildung.
Im bundesweiten Durchschnitt hingegen steht das Berufsbild in der Fachkräfteengpassanalyse lediglich "unter Beobachtung". Das hat zur Folge, dass die Förderung - im Gegensatz zu anderen Berufsbildern im Sozial- und Gesundheitswesen - ausbleibt und dadurch bedingt auch das Interesse an der Ausbildung abnimmt. Im Gespräch mit Staatssekretärin Anette Kramme angesprochen wurde auch die Notwendigkeit von bundesweit einheitlichen Rahmenbedingungen - so wie es der CBP bereits seit einiger Zeit fordert. Nur so ist es möglich, die Attraktivität des Berufsbildes bundesweit zu steigern und junge Menschen für das Berufsbild gewinnen zu können.
Intensiver Austausch mit Fachleuten aus dem DRW (v.l.n.r.): Staatssekretärin Anette Kramme, DRW-Vorstand und CBP-Vorsitzender Wolfgang Tyrychter, CBP-Referentin Ute Dohmann-Bannenberg sowie Martin Riß, Geistlicher Direktor des DRW, und Robert Dieminger, Klostergärtnerei Ursberg. (DRW/Liesenfeld)