Die Behindertenhilfe und Psychiatrie der Caritas im Stresstest - CBP-Mitgliederversammlung 2024
Gemeinsam suchten sie nach fachlichen, konzeptionellen und finanziellen Lösungen. Die Moderation übernahm Wilfried Gaul-Canjé, stellvertretender CBP-Vorsitzender:
"In unseren kirchlichen Diensten und Einrichtungen brauchen wir Mitarbeitende, die sich kraftvoll und selbstbewusst einsetzen für das Menschenrecht der Teilhabe. Wir im CBP kämpfen für gute Rahmenbedingungen, in denen dieses Engagement sich entfalten und wachsen kann."
Nachwahl zum CBP-Vorstand
Die Mitgliederversammlung begann mit dem Gedenken an Hubert Vornholt, der im Juni plötzlich im Alter von 63 Jahren heimgegangen ist. In der Mitgliederversammlung wurde zunächst verkündet, dass der CBP-Vorstand Frau Dr. Gertrud Hanslmeier-Prockl zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt hat. Anschließend fand eine Nachwahl zum CBP-Vorstand statt.
Das neue Mitglied des CBP-Vorstandes ist Christian Germing vom Caritasverband für den Kreis Coesfeld e.V., in dem er seit 2018 die Vorstandsaufgabe übernimmt. Seitdem hat er den Verband strategisch vorangebracht, vor allem in der höchst herausfordernden Zeit der Corona-Pandemie. Er war im CBP seit Jahren der Vorsitzende des CBP-Fachausschusses Teilhabe am Arbeitsleben. Wir danken Christian Germing für seinen Einsatz für den CBP. www.caritas-coesfeld.de
Den CBP-Vorsitz des Fachbeirats Hilfen für Menschen mit Körperbehinderung übernimmt Pascal Trasser, Referent der pädagogischen Geschäftsführung der Vincenzstift gGmbH Rüdesheim/Rhein. Pascal Trasser war bereits Mitglied des CBP-Fachbeirats seit 2022. Wir danken ihm für sein Engagement für den CBP.
Verleihung des Emmaus-Reliefs
Auf der Mitgliederversammlung wurde außerdem das Relief der Emmaus-Jünger an Georg Kruse verliehen. Das Emmaus-Relief wird für besondere Verdienste in der Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie verliehen und ist die höchste Auszeichnung des Verbandes. Georg Kruse war Geschäftsführer des Christophorus-Werk Lingen e.V., ein Sozialunternehmen für die Behindertenhilfe, Kinder- und Jugendhilfe sowie berufliche Rehabilitation mit rund 2.000 Menschen mit Behinderung.
Georg Kruse gehört zu den Gründungspersönlichkeiten des CBP und war dem Verband immer sehr verbunden. Als Geschäftsführer des Christophorus-Werkes war er stets ein großer Unterstützer in der politischen Arbeit des CBP in Berlin und verbändeübergreifender Netzwerker. Wir danken Georg Kruse für seine treue Begleitung.
Das letzte Emmaus-Relief ging 2021 an Karl-Heinz Vogt, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des Caritas Wohn- und Werkstätten Erzbistum Paderborn e.V., als Anerkennung für seine Arbeit im Verband insbesondere während der Verbandsreform und im Zusammenhang mit dem Bundesteilhabegesetz.
Fachlicher Austausch
Um in den fachlichen Austausch zu gehen, gab es am Donnerstag, 26. September 2024 drei Impulsvorträge.
Prof. Dr. Thomas Schüller vom Institut für Kanonisches Recht der Universität Münster ging auf drei aktuelle und kontrovers diskutierte Fallkonstellationen im kirchlichen Arbeitsrecht ein. Führt der Kirchenaustritt eines Katholiken zur Kündigung bzw. können aus der katholischen Kirche Ausgetretene in Einrichtungen der Caritas beschäftigt werden? Die noch nicht in allen Instanzen abgeschlossene Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichtes und des Europäischen Gerichtshofes zeigt, dass für verkündigungsnahe Beschäftige und die Organverantwortlichen caritativer Einrichtungen weiterhin die Kündigung in Betracht kommt. Die Deutschen Bischöfe haben mit ihrer Erklärung vom Februar 2024 und den Hinweisen der Rechtskommission des Verbandes der deutschen Diözesen (VDD) klargestellt, dass die aktive Parteimitgliedschaft, die Übernahme von politischen Mandaten in extremistischen Parteien kein Anstellungsverhältnis bzw. keine Weiterbeschäftigung in caritativen Einrichtungen zulassen. Hier müsse die Kirche "klare Kante" zeigen. Allerdings hob Schüller hervor, dass der Dienstgeber in der Beweislast stehe und nicht auf bloßen Verdacht im Sinne einer vermuteten Gesinnung arbeitsrechtlich sanktionieren dürfe.
Was die Ausprägung des christlichen Propriums einer caritativen Einrichtung angehe, die wegen des institutionenbezogenen neuen Ansatzes in der Grundordnung verpflichtet sei, verwies Schüller auf die Zuständigkeit der Organverantwortlichen und der in einer Einrichtung tätigen Seelsorger: innen. Sie müssten zusammen mit den Mitarbeitenden in einem fortlaufenden Prozess der Vergewisserung den spezifisch christlichen Auftrag ihrer Einrichtung ins Wort fassen und in geeigneten Formaten, auch einer Dienstvereinbarung, immer wieder mit den Mitarbeitenden ins Gespräch bringen. Vor allem bei Neueinstellungen seien diese Inhalte verständlich zu kommunizieren.
Das Thema "Rechtsextreme Positionen und die Position der katholischen Kirche" behandelte Dr. Claudius Bachmann von der Universität Münster.
In seinem Impulsvortrag analysierte Claudius Bachmann die neueren Parteiprogramme der AfD, denen er Kernpositionen der katholischen Soziallehre (KSL) gegenübergestellte. Die politische Programmatik der AfD unterlaufe, so Bachmann, alle Vorstellungen von unteilbarer Menschenwürde, Menschenrechten, Solidarität und gegenseitiger Fürsorge, wie sie fester Bestandteil der KSL sind. Auch die bei der AfD explizit und implizit betriebene Ausgrenzung von Schwachen, Fremden oder in irgendeiner Weise als anders wahrgenommenen Menschengruppen steht im Widerspruch zu einem durch die Kirche vertretenen universalistischen Ansatz, der nicht ausgrenzen will, der Menschen nicht aufgrund ihrer Herkunft, ihrer sozialen Stellung oder irgendwie gearteten Fremdheit aus der Gesellschaft ausschließen will. Die gesamte Studie finden Sie hier: https://doi.org/10.17879/87938471427
Die "aktuellen Herausforderungen des Arbeitsmarktes und die Entwicklung des Arbeitskräftepotentials in Deutschland" stellte Dr. Anja Warning vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung online aus Nürnberg vor: "Der Mangel an qualifiziertem Personal betrifft die Gesundheits-, Pflege- und Kinderbetreuungsberufe schon seit längerem massiv und wird sich in mittlerer Frist, u.a. bedingt durch strukturelle demografische Veränderungen, nicht auflösen. Die seit drei Jahren zu beobachtende Entwicklung, die Personalsituation zunehmend durch Geringqualifizierte und Aushilfskräfte abzufedern, muss kritisch hinterfragt werden. Noch sind nicht alle Möglichkeiten zu Gewinnung qualifizierter Fachkräfte ausgeschöpft.”
Ausblick nächste Mitgliederversammlung - Save the date
Es ist viel passiert auf der diesjährigen Mitgliederversammlung: Neben der Verleihung des CBP-Digital-Preises (wir haben gestern berichtet) zeigte allein die Mitgliederversammlung auch dieses Jahr wieder, dass Erfahrungen und Ideen in die verbandliche Arbeit persönlich am besten eingebracht werden: Die vielen Gespräche und die daraus entstandene Vernetzung im CBP-Fachverband wird auch im nächsten Jahr fortgesetzt. Diese findet wieder im Berliner Hotel Aquino am 1./2. Oktober 2025 statt. Der CBP freut sich auf Sie.