Ohne Erinnerung können wir die Gegenwart nicht verstehen!
Unter den Millionen Opfern des Nationalsozialismus befanden sich auch zahlreiche Menschen mit psychischen Erkrankungen. Für die Anerkennung und die Erinnerung an die ermordeten Menschen setzte sich der CBP bereits seit 2009 gemeinsam mit den Verbänden des Kontaktgesprächs Psychiatrie erfolgreich ein. Am 29. Januar 2025 hat der Deutsche Bundestag ausdrücklich festgestellt, dass die Opfer der NS-"Euthanasie" und die Opfer von Zwangssterilisation als Verfolgte des NS-Regimes anzuerkennen sind. Über Jahrzehnte war das Leiden dieser Menschen und ihrer Familien verdrängt worden. Es hat über 80 Jahre gedauert, bis ihre Ermordung endgültig offizielle Anerkennung fand. Die wissenschaftliche Aufarbeitung muss erfolgen.
Das Gedenken an die Opfer der "Aktion T4" gibt Menschen mit psychischer Erkrankung und ihren Angehörigen eine Stimme. Eine Podiumsdiskussion machte deutlich, wie wichtig es ist, aus der Würdigung der Opfer heraus, Verantwortung für unser Handeln in der Gegenwart und Zukunft zu übernehmen. Es wurden vor allem an die radikalisierte Stimmung in der damaligen Gesellschaft erinnert, die erst die Schritte zur "Euthanasie" ermöglicht hat.
Es sprachen u. a.:
- Margarete Aßfalg, Vorständin "Angehörige psychisch erkrankter Menschen Landesverband Berlin e.V."
- Martina Heland-Gräf, Vorstandsvorsitzende Ruth-Fricke-Stiftung, Vorständin Dachverband Gemeindepsychiatrie e.V.
- Tina Lindemann, Geschäftsführerin des Dachverbandes Gemeindepsychiatrie e.V.
Menschen mit psychischer Erkrankung leiden weiterhin unter Diskriminierung und Stigmatisierung in vielen Lebensbereichen, z. B. bei der Wohnungssuche. Im Rahmen der aktuellen öffentlichen Debatte wurde vor allem die Forderung erhoben, aufgrund von Diskriminierung und Stigmatisierung keine Register für Menschen mit psychischer Erkrankung einzurichten. Es wurde ebenfalls auf die unterschiedlichen aktuellen Entwicklungen der Ländergesetze (Psychiatrie-Kranken-Gesetze) z. B. in NRW, Hessen und in Bayern hingewiesen. Der Zusammenschluss aller Opfergruppen ist heute entscheidend, um durch Öffentlichkeitsarbeit und Widerstand Diskriminierung zu beenden.
Zum Abschluss gingen die Teilnehmer:innen in einem gemeinsamen Demonstrationszug über den Potsdamer Platz zum Gedenkort für die Opfer der "Aktion T4" in der Tiergartenstraße in Berlin. Mit Blumen und Kerzen wurde an die Opfer erinnert.
Aus der Veranstaltung heraus ist ein Aufruf entstanden, damit psychisch erkrankte Opfer des Nationalsozialismus und ihre Angehörigen endlich als Opfer anerkannt und Menschen mit psychischen Erkrankungen heute vor Stigmatisierung und Verfolgung geschützt werden. Dieser wurde im Anschluss den anwesenden Journalist:innen und Politiker:innen übergeben.